«Tricolore» hiess das Motto der zweitägigen Ausfahrt ins Elsass. Michel, der Kopf hinter der Planung, versprach eine kurvenreiche Fahrt mit atemberaubender Streckenführung und gleichwohl eine Reise durch die kulinarischen Spezialitäten der Region. Wie sich später herausstellte, hatte der gebürtige Elsässer nicht zu viel versprochen.
Pünktlich um 07.30 Uhr am Samstag stand Götti Urs vor meiner Tür mit seinem weissen MX-5, um mich für die diesjährige Ausfahrt abzuholen. Der Treffpunkt war der «Fressbalken» auf der Autobahnraststätte in Würenlos. Eine kleine, aber feine Gruppe mit insgesamt 5 Teilnehmern und 4 Mazdas nahm nach kurzer Stärkung die knapp 500 Kilometer lange Tour in Angriff.
Start in Würenlos
Gugelhopf
Das Wetter spielte mit, so dass wir im Cabrio-Feeling die Strassen unsicher machen konnten. Nach dem ersten Zwischenziel in Pratteln, überquerten wir rasch die Grenze in unser westliches Nachbarland. Der erste Boxenstopp stand an, und zwar in einer unscheinbaren Patisserie in einem Gewerbegebiet. Natürlich musste gleich ein typischer Elsässer Gugelhupf probiert werden. An den Gesichtern der Teilnehmer konnte man nur erahnen, wie lecker der geschmeckt hat. Die Stimmung konnte nicht besser sein.
Die weitere Fahrt durch die ehemaligen Schlachtplätze des ersten Weltkriegs mit vielen historischen Denkmälern verlief trotz der Hilfe des Navis nicht immer reibungslos. Wegen den dichten Wäldern kam es teilweise zu Störungen des GPS-Signals, welches uns einen Streich spielte und beispielsweise die falsche Abzweigung anzeigte. Diese Vorfälle wurden jedoch mit Humor genommen, da bekanntlich viele Wege nach Rom führen.
Route des Crêtes
Da ich als Beifahrer die Kameraführung für den bereits fertiggestellten Film von Götti Urs übernahm, konnte er sich voll und ganz auf die anspruchsvollen Kurven konzentrieren. Die fahrerische Leistung wurde mit einem feinen Mittagessen in der Ferme-Auberge du Kohlschlag belohnt. Eine Ferme-Auberge ist ein Berggasthof mit eigener Landwirtschaft, manchmal auch mit Übernachtungsmöglichkeit. Dieser Gasthof bat uns einen herzlichen Empfang und die für die Vogesen typische Gastfreundschaft. Auf dem Teller kamen vorrangig Produkte vom Hof.
Tarte aux myrtilles
Ein Stück von einer hausgemachten Torte mit wilden Heidelbeeren (Tarte aux myrtilles) empfohlen von Michel wurde am späteren Nachmittag in Sainte-Marie aux Mines mit Genuss verspeist. Die Sonne schien immer noch mit voller Kraft auf uns herab.
Nach der Pause visierten wir unser Hotel an, welches sich in der Nähe von Colmar befand. Während der Fahrt hörten wir den Soundtrack aus den beiden Filmen von Guardians of the Galaxy im Auto und bestaunten die malerische grüne Landschaft.
Kaffeepause Sainte-marie aux Mines
Nachtessen im Rest. Bartholdi
Im Hotel «Le Relais du Ried» angekommen, bezogen wir unsere Zimmer, um uns für das Abendessen in Colmar frisch zu machen. Das Wetter zeigte sich von seiner anderen Seite. Anstatt blauer Himmel und Sonnenschein, regnete es plötzlich in Strömen. In der Hauptstadt der elsässischen Weine angekommen, eilten wir im Regen in das Restaurant «Bartholdi». Der ruhmreiche Name der Wirtschaft kommt von Frédéric-Auguste Bartholdi, dessen bekanntestes Werk die Freiheitsstatue in New York ist.
Ich persönlich hatte meine ganz eigene Ersterfahrung gemacht bezüglich der Wahl der Vorspeise. Mit der ernstgemeinten Frage, ob die Tiere noch leben, meinte ich die Schnecken auf meinem Teller, welche nach kurzem Zögern hinuntergeschlungen wurden. Dank der geringen Anzahl an Teilnehmern konnten sich alle gegenseitig austauschen und die Zeit verging wie im Flug. Zurück im Hotel, mussten wir mit Entsetzen feststellen, dass die Hotelbar bereits geschlossen war. Aufgrund dessen wurde die Tagwache auf 08.00 Uhr morgens am nächsten Tag festgelegt.
Colmar
Auch der letzte Höhepunkt in Mulhouse konnte sich sehen lassen. Das Nationale Automobilmuseum, Sammlung Schlumpf, mit einer Ausstellungsfläche von 25.000 m2 ist das grösste Museum dieser Art. Der Kern des Bestandes sind 400 Oldtimer, überwiegend aus der Frühphase der Automobilzeit. Ausserdem sind 87 Fahrzeuge der Marke Bugatti vertreten. Von ehemaligen Formel 1 Rennautos bis hin zum Bugatti Royale Typ 41 konnten fast alle bestaunt werden, mit der Betonung auf fast alle. Unglücklicherweise genau im Zeitraum von unserem Besuch gab es Renovationen im Museum, so dass gewisse sehenswerte Modelle abgedeckt worden sind, vor allem die Klassiker aus der Neuzeit, welche in James Bond Filmen zu sehen sind. Das war der einzige Moment, welcher die Stimmung ein bisschen drückte.
Nach ausgiebiger Verabschiedung machten wir uns individuell auf die Heimreise mit schönen Erinnerungen an Momente, welche uns sicher noch eine lange Zeit präsent sein werden.
Bericht Nico